re:publica: App Letmetalk soll Autisten helfen (2024)

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re:publica: App Letmetalk soll Autisten helfen (1)

Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Es gibt Momente, in denen kann Max nicht so gut sprechen. Es gab sie schon immer. "Er hat nie gesprochen wie andere Kinder. Erst mit vier Jahren hat er Sätze aus zwei oder drei Wörtern gebildet, wenn er etwas wollte", erzählt seine Mutter Doreen Kröber. Sie hat sich mit ihm anfangs "nur mit Händen und Füßen" verständigen können, ist zu Ärzten gegangen und hat alle möglichen Diagnosen erhalten. Was aber wirklich mit ihrem Sohn los ist, erfuhr sie erst, als der sieben oder acht Jahre alt war: Max ist Autist.

Heute ist Max 14, und immer noch gibt es Situationen, in denen er nicht so gut ausdrücken kann, was er will. Doch für diese Situationen gibt es mittlerweile eine App, dank seiner Mutter. Sie hat die Software zusammen mit freiwilligen Helfern entwickelt. Auf der Netzkonferenz re:publica erzählt das Team, wie es dazu kam, dass Max nun mit Hilfe seines Smartphones sprechen kann, wann immer er will.

Entscheidendes geschah im Jahr 2012: Max war damals krank und lag mit Schmerzen im Krankenhaus. Nur konnte er nicht sagen, was ihm wo wehtut - und vor allem, wie stark die Schmerzen sind. Seine Mutter, die viel im Netz unterwegs ist, wandte sich per Twitter mit einem Hilferuf an ihre Follower. Sie suchte nach einem Weg für ihren Sohn, sich besser mitzuteilen.

So erfuhr sie von der sogenannten Grace App, die Max mit Bildern die Verständigung erleichtern sollte. Das System an sich kannten die beiden längst: "Wir hatten schon immer Bildkarten auf Papier dabei, gerade für unterwegs", sagt sie. Mit Hilfe der Kärtchen konnte ihr Sohn etwa zeigen, worauf er gerade Appetit hat oder was er gern trinken will.

Der Programmierer wollte keine Bezahlung

Doreen Kröber nahm den Tipp mit der Grace App dankbar an, allerdings habe es die zu diesem Zeitpunkt nur für iOS, also für Apple-Geräte, gegeben - für etwa 15 Dollar. Kröber hatte allerdings ein Android-Handy.

Die Mutter setzte erneut einen Tweet ab und bat um Hilfe. Sie wolle eine ähnliche App für Android programmieren, ob ihr das nicht jemand beibringen könne, sie lerne auch schnell. Die Hilfe kam rasch: App-Entwickler Jens-Uwe Rumstich erklärte sich bereit, die Programmierarbeit zu übernehmen - ohne Bezahlung. Später gesellte sich noch der Grafikdesigner Yoram Blumenberg dazu, und ebenfalls per Twitter kam Doreen Kröber an Anna-Sofie Gerth, die Sozialarbeit studiert.

Im Januar 2013 begann Rumstich mit dem Programmieren, Blumenberg kümmerte sich um ein schickes Interface sowie ein Logo. Und Max testete. Einmal sollte er als Hausaufgabe aufschreiben, was er in den Ferien so mache, und er schrieb den schlichten Satz: "Wir entwickeln eine App."

Ein Werkzeug, das den Alltag erleichtert

Mittlerweile ist die App fertig, mit dem Namen LetMeTalk. Die Software funktioniert so: Der Nutzer hat eine Auswahl von Bildern, mit deren Hilfe er sich verständlich machen kann. Satzbausteine wie "ich möchte" sind dabei, ebenso Kleidungsstücke wie "Bluse" oder Lebensmittel wie "Burger". Es lassen sich auch beliebige eigene Fotos hinzufügen. Max hat zum Beispiel ein Foto seines Lieblingsmüslis in seiner Datenbank.

Die Elemente lassen sich auswählen und aneinanderreihen, und zum Schluss liest die App einen fertigen Satz vor wie: "Ich möchte Limonade." Prinzipiell hilft das Programm allen Menschen weiter, die in einer bestimmten Situation nicht sprechen können oder die auf einer Reise der Sprache nicht mächtig sind, denn die Nutzer können aus acht Sprachen wählen.

Insgesamt ein Jahr hat das LetMeTalk-Team an der App gearbeitet, bis sie im Dezember in Googles Play Store veröffentlicht wurde. Normalerweise würde die Entwicklung einer solchen App zwischen 20.000 und 30.000 Euro kosten, überschlägt Rumstich im Kopf, aber in diesem Fall hätten ja alle kostenlos mitgeholfen. Und nun sei auch die App kostenlos. Bislang soll sie rund 5000 Mal heruntergeladen worden sein, eine Version für Apples iOS soll folgen.

"Eigentlich ein paar Jahre zu spät"

"Für Max selbst kommt die App eigentlich ein paar Jahre zu spät", sagt Doreen Kröber mit Blick auf ihren Sohn, der beim re:publica-Vortrag die ganze Zeit neben der Bühne gesessen hat. Er ist ein großer, schlaksiger Junge mit Wuschelhaaren, grauem Kapuzenpulli - und einem Smartphone in der Hand.

"Er ist jetzt ein Teenager, und es ist ihm mittlerweile unangenehm, die App in der Öffentlichkeit zu nutzen. Zuhause geht das schon eher." Das sei nicht schlimm, schließlich habe sie die App ja nicht allein für Max gemacht, sondern für alle. Ihr Sohn brauche sie inzwischen auch kaum noch, denn er könne in der Regel schließlich selbst sprechen.

Und das liegt nicht zuletzt am App-Projekt: "Durch die Mitarbeit an der App hat er sich total positiv verändert und ist viel kommunikativer und selbstbewusster geworden", sagt seine Mutter. Das sei nicht beabsichtigt gewesen, aber ein schöner Nebeneffekt.

re:publica: App Letmetalk soll Autisten helfen (2024)

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